Architektur
Mitte der neunziger Jahre zeichnete sich ab, dass das 1890 eröffnete Strandbad und 1975 zum Freizeitbad Jakob umgebaute Bad – von den Einheimischen liebevoll „Jaköble“ genannt – den Anforderungen moderner Bade- und Wellnessbedürfnisse nicht mehr entsprach. Eine Machbarkeitsstudie, die dem Gemeinderat 1997 vorgelegt wurde, empfahl die Neukonzeption des Jakobsbades und die Umbenennung in Bodensee-Therme Konstanz. Den 1998 ausgelobten Architektenwettbewerb gewann das Stuttgarter Architektenbüro 4a. Im Oktober 2005 erfolgte der erste Spatenstich, bereits am 19.09.2006 wurde das Richtfest gefeiert.
Am 22. Juli 2007 wurde das über 25-Millionen-Euro teure Projekt eröffnet.
Großzügig ins sanft ansteigende Terrain gebettet, schmiegt sich die Bodensee-Therme Konstanz ans Ufer des Bodensees. Der Bau folgt den vorhandenen topographischen Linien, dadurch entsteht ein Bad mit zwei großen Flügeln. Dies sind der Umkleideflügel und der Saunaflügel mit der gläsernen Badehalle dazwischen. Die architektonische Geste kommt einer Umarmung der Landschaft gleich.
Mutterschiff und Beiboot
Das große Dach der Therme schwebt wie ein Segel über den Wasserbecken der Badehalle und verleiht dem Bau eine besondere Leichtigkeit. Die Gebäudekörper, die die Badehalle umschließen – besonders das Sauna-Mutterschiff und die Erweiterung als angedocktes Beiboot – erinnern in ihrer Form und Materialität an holzbeplankte Schiffsrümpfe. Im Erdgeschoß des Mutterschiffs befindet sich ein transparentes Restaurant mit Blick auf den See. Der 19 Meter hinausragende Schiffsbug verleiht dem Gebäude Leichtigkeit und erinnert an Fahrgastschiffe, die in den See stechen. Das Panorama-Sonnendeck auf dem Flachdach mit seiner weißen Reling und dem plankenartigen Bodenbelag unterstreicht den „Schiffscharakter“ des Gebäudetrakts.
Der 2014 realisierte Erweiterungsbau folgt ebenfalls dieser Thematik, er liegt wie ein Beiboot längsseits des Mutterschiffes. Über eine überdachte Gangway ist das Beiboot mit dem Mutterschiff verbunden.
Die große, zum See orientierte, transparente Glasfront des Thermalbades verbindet das Innere der Badehalle mit der umgebenden Landschaft – dem Thermal-Außenbecken, der Liegewiese und der weiten Wasserfläche des Sees mit seinen vielfältigen Licht- und Wetterstimmungen. Dieser Effekt wird durch das zum See ansteigende Schmetterlingsdach der Badehalle noch verstärkt.
Wer es sich in der erholsamen Wärme des Wassers, bei einer sanften Massage im Quelltopf oder auf den Sprudelliegen im Inneren der Badehalle gut gehen lässt, darf sich durch weitere Begriffe wie „vision“, „balance“, „federlicht“, „wärme“ und „sterne“ zu einer sanften Traumreise in die Welt der Sinne entführen lassen. Die Glaskunst in der Therme stammt von dem international anerkannten Künstler Willi Siber. Er verbindet typografische Elemente mit zarten, blasen- und kreisförmigen Zeichnungen, die Momente des Schwebens, der Balance und der Leichtigkeit bildhaft ausdrücken. In einem aufwändigen Siebdruckverfahren entstanden 70 künstlerisch gestaltete Glaselemente, die untrennbar mit der Architektur verschmolzen sind. Nicht nur durch die Glasgestaltung wird die Therme zu einem besonderen Ort, einem Ort, in dem sich Kunst und Atmosphäre sinnlich durchdringen.
Auf der riesigen, 78 Meter breiten und annähernd 9 Meter hohen Glasfassade zwischen den beiden Gebäudeflügeln der Therme prangen an der Außenseite drei monumentale, wie von Hand geschriebene Begriffe: „muse“, „emotion“, und „sinne“. Sie weisen schon die Vorbeiflanierenden am Seeuferweg auf die Therme als einen Ort der Entspannung und des seelischen Wohlbefindens hin.
Auch die einzigartigen Lichtelemente vom Künstler Markus Brenner, die an ungewöhnlichen Plätzen angebracht sind, steigern das sinnliche Erlebnis des Badegastes. So verwandeln in den Duschen installierte Lichtkörper Wassertropfen in Millionen kleiner Prismen – und – beim Herunterschreiten der Wendeltreppe zur Badehalle verliert sich der Blick in der blauen Tiefe eines „Lichtbrunnens“.
Die Therme soll ein Ort sein, in dem sich Kunst und Atmosphäre sinnlich durchdringen. Dies gilt auch für den Saunabereich, wo einzelne Räume mit Bildern regionaler Künstler ausgestaltet sind. Ein 2,40 auf 2 Meter großer Druck auf Leinwand schmückt den Ruheraum im Beiboot. Unserem Leitbild Bodensee, Schiffe, Segel, Wasser folgend, zeigt es den Blick von der Höri über den Untersee nach Konstanz. Das Original stammt von dem 1978 verstorbenen Künstler Hermann Wiehl. Er war ein Freund von Otto Dix und Schüler bei Max Ackermann.
Den Ruheraum im Mutterschiff zieren drei handsignierte Siebdrucke mit Leuchtfarben von Rupprecht Geiger, die bereits 1967 ausgeführt wurden. In ihren intensiven Farben reagieren sie auf unterschiedliche Beleuchtungsverhältnisse des Raums und erweisen sich als typische Werke des Künstlers, die auch nach mehreren Jahrzehnten nichts von ihrer zeitlosen Eleganz und Kraft verloren haben.
Zurückgeholt nach Konstanz, konkret in das Kaminzimmer, hat die Bädergesellschaft Konstanz ein 1906 entstandenes Panoramabild in Öl auf Leinwand. Geschaffen wurde das 2,00 Meter x 70 Zentimeter große Werk von der Konstanzer Malerin Amalie Vanotti. Es zeigt die Niederburg mit dem Konstanzer Trichter und der Alpenkette. Der Standort der Malerin war exakt in unserem heutigen Rheinstrandbad am unteren Floß.
Im Dampfbad umgibt die Besucher ein Panoramabild des „Konstanzer Trichters“, aufgenommen vom Bodensee-Fotografen Achim Mende. Das Panoramabild ist im Siebdruckverfahren auf die Glaswände des Raumes aufgebracht.